Leibwache der Streichen lste er auf und schickte seiue^Schwester von neuem iu ein Kloster, wo sie 'in strenger Haft die letzten Tage ihres Lebens verbrachte.
Die Frchte seiner Regierung zeigten sich in groem Mae. Mit Hilfe zahlreicher fachkundiger Auslnder lie er Kriegs- und Handelsschiffe bauen, Fabriken errichten, Bergwerke anlegen, Schulen und Buchdruckereien ins Leben . rufen. Im Jahre 1703 legte er den Grund zur Erbauung der Stadt St. Petersburg, die an Stelle Moskaus die Hauptstadt des Reiches, eiu zweites Amsterdam und die Beherrscherin der Ostsee werden sollte.
Zur Erreichung seines zweiten Zieles, sesten Fu an dem Bal-tischen Meere zu fassen und sich zum Herrn der Ostseelnder zu macheu, verband sich Peter mit dem Könige von Polen, Anguft Ii., dem Starken, und dem Könige von Dnemark, Friedrich Iv., gegen den jugendlichen König Karl Xii. von Schweden. In dem sogenannten Nordischen Kriege verlor Schweden seine schnsten Lnder an der Ostsee, Livland, Estland, Ingermanland und den grten Teil von Karelien an Rußland. Am Tage des Friedeusschlusses wurde Peter als Kaiser und Selb st Herrscher-aller Reuen feierlich ausgerufen.
3. Seine Persnlichkeit. Iu Peter dem Groen verband sich eine gewaltige Krper kraft mit einer lebhaften Auffassung und einem starken Willen. Vollstndig unumschrnkt herrschte er der Staat und Kirche. Bis zum Ende seines Lebens war er unablssig bemht, das russische Volk zu heben und Rulands Macht zu erweitern und zu befestigen. So sehr er bestrebt war, sein Land der abendlndischen Kultur zu erschlieen, so blieb er doch eiu Herrscher voll Leidenschaft, Genusucht und ungestmen Wesens. Seine erste Gemahlin verstie er. seinen Sohn Alexis, gegen den er Mitrauen hegte, lie er zum Tode verurteilen; er starb aber uoch vorder Hinrichtung. Der Genu von Branntwein raubte ihm gar oft vollstndig die Herrschaft der seine wilden Leidenschaften. Aber bei allen seinen Schwchen und Fehlern nahm er doch den Ruhm mit ins Grab, die Gromacht Rulands begrndet zu haben.
ipcr gordische Krieg. 17001721.
1. Karl Xii. im Glck. Kaum hatte der junge Schwedenknig Karl Xii. von dem Plane seiner Feinde gehrt, als er auch schon mit seinem Heere nach Seeland aufbrach, den König von Dnemark zum Frieden zu Travendal (bei Lbeck) zwang und dann nach Estland ber-setzte, wo die Russen eingebrochen waren und die Stadt Narwa belagerten. In einem hitzigen Kampfe wurde die fnffache russische Ubermacht besiegt. Es war die letzte Grotat schwedischer Waffen. Statt die errungenen Vorteile auszunutzen, wandte sich Karl gegen August Ii., den König der Polen, verjagte ihn und setzte den Woiwoden von Posen, Stanislaus Lesczynski, auf den polnischen Thron. So hatte der jugendliche Held zum Staunen der ganzen Welt in neun Monaten drei mchtige Könige besiegt.
2. Die Zeit des schwankenden Glckes. Karl brach darauf iu das sdliche Rußland ein, wurde aber hier von Peter dem Groen, der inzwischen unermdlich au der Ausbildung seines Heeres gearbeitet hatte, bei Poltawa (1709) vollstndig geschlagen. Nur mit Mhe flchtete er sich auf trkisches
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Extrahierte Personennamen: Peter Friedrich_Iv. Friedrich_Iv. Karl_Xii Karl Peter Peter Alexis Karl_Xii Karl Karl_Xii Karl Dnemark Karl Karl August Stanislaus_Lesczynski Karl Karl Peter_dem_Groen
148
Von hchster Bedeutung fr das Kunsthandwerk wurde das von Bttger iu Meien erfundene Porzellan und die Fayence von Delft. Nicht blo die Herstellung von Egeschirren nahm einen nie geahnten Aufschwung; die Porzellanmasse diente auch zur Darstellung zierlicher Schfer. Miniaturkavaliere und feiner kleinen Damen, Wand-leuchtet und Standuhren in den wunderlichsten Zierformen.
Hisch im Zopfstil.
Die Wissenschaften.
I. Die Philosophie. Die materialistische Ansicht der Eng-lnber Locke und Hume, der Vter der sogenannten Aufklrung (S. 119), wurde von den Franzosen Voltaire, Diderot, d'aletnbert und anderen weiter entwickelt. Sie behaupteten, da es kein ber-sinnliches Leben gebe, und da die seelischen Erscheinungen nur Ttigkeitsformen der sinnlichen Krperw elt seien. Ihnen gegenber lehrte der Begrnder der beutfchen Philosophie Gottfrieb Leibniz in seiner Theobice (Rechtfertigung Gottes), ba der Geist vom Krper unabhngig sei, die geoffenbarte Wahrheit der den Verstand hinausgehe, ihm aber nicht widerspreche. Immanuel Kant, Professor der Philosophie in Knigsberg, war unstreitig der grte Denker seiner Zeit. In seinem Werke: Kritik der reinen Vernunft" stellt er die Vernunft als unabhngig von aller Erfahrung hin. Die hchsten wegrisse: Gott. Freiheit und die Unsterblichkeit der Seele
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lassen sich durch die reine Vernunft nicht nachweisen, werden aber von der praktischen Vernunft verlangt. In der Kritik der prakti-schen Vernunft finden wir auch den sogenannten kategorischen Im-perativ: Handle so. da dein Wille zugleich dein Naturgesetz werde." Seine Gedanken der Freiheit, Humanitt und Religion haben auf Herder, Schiller n. a. und auf die wissenschaftliche und schne Literatur jener Zeit einen gewaltigen Einflu ausgebt.
2. Die Naturwissenschaften. Aus dem Gebiete der Naturwissen-schasten zeigte sich eine groe geistige Regsamkeit. Newton entdeckte die Gesetze der Schwerkraft, berechnete die Bahnen der Himmelskrper und machte scharfsinnige Beobachtungen der die Brechung des Lichtes. Seine Arbeiten wurden von Herfchel und Laplace fortgesetzt, die den gestirnten Himmel erforschten, mehrere Kometeil entdeckten und die Bahnen der Planeten genauer bestimmten. Die Physiker Galvani und Volta bildeten die Lehre von der Elektrizitt weiter aus (Galva-nismus oder Voltaismus). Lavvisier legte den Grund fr ein wissen-schaftliches Studium der Chemie, der Schwede Linne stellte das nach ihm benannte Pflanzensystem ans.
Nicht minder lebhaft war die Ttigkeit auf dem Gebiete der Technik. Der Amerikaner Franklin erfand den Blitzableiter, der Schotte Watt die Dampfmaschine, und von den Gebrdern Mont-golsier wurde der erste Luftballon hergestellt.
3. Geschichtschrcibung und Geographie. Die neuere Geschicht-schreibuug wurde durch den Deutschen Pufe udorf angebahnt; Johann Mller schilderte in einer nicht einwandfreien Darstellimg die Geschichte seiner schweizerischen Heimat in einer Sprache, die an den Rmer Tacitns erinnert; der kernige und volkstmliche Justus Mser hat durch seine Osnabrncker Geschichte, in der er die Zustnde seiner westflischen Heimat in meisterhafter Weise beschreibt, zu einem lebhasten Studium der beut-schen Geschichte augeregt.
Der Englnder James Cook unternahm mehrere Entdecknngs-reisen in die Sdsee; die Inseln des Groen Ozeans wurden ausgesucht, Japau, Chiua, Sibirien und Arabien durchforscht, der Montblanc zum ersteu Male bestiegen.
4. Die Altertumswissenschaft.^ Das. Verdienst, das Studium der Werke der alten klassischen Zeit von neueni angeregt zu haben, ge-bhrt den Hollndern; in Deutschland war es vor allen Wiuckelmaun. der durch feine Geschichte der Kunst des Altertums" ans die Antike als Vorbild hinwies und mit warmer Begeisternng und feinem Gefhle die Bildwerke der Alten erklrte.
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Extrahierte Personennamen: Schiller Newton Galvani Lavvisier Schwede_Linne Johann_Mller Johann Justus_Mser James_Cook
Extrahierte Ortsnamen: Japau Chiua Sibirien Deutschland
Grenzen abgerundet, und durch die Erwerbung von Danzig und Thorn fonnte sich der Handel im Weichselgebiete freier gestalten. Aber der preuische Staat hatte durch die Augliederuug der neuen ^ Lnderstrecken seinen rein deutschen Charafter eingebt und war gezwungen, eine unruhige, feindselige Bevlfernng im Zaume zu halten.x) .Der Handel wurde durch Monopole und Zollschranfen behindert, das Gewerbe fonnte sich durch die beengenden Bestimmungen der Znste ' nicht entfalten. Preuens Ansehen im Auslande war gesunken, und die Armee stand nicht mehr ans der Hhe, wie unter Friedrich dem Groen; dazu war der Staatsschatz durch die verschwenderische Hofhaltung und die Kriege geleert, und eine groe Schuldenlast ... drckte das Land. 2) Die alte Zucht und Sitte war frecher Frivolitt und arger Genusucht gewichen.'
Da Friedrich Wilhelm Ii. nicht der Mann war, der wie Friedrich der Groe die Seele und Triebfeder der Staatsverwaltung bildete, in' mehrfacher Hinsicht die Verhltnisse inzwischen andere geworden waren, so sanf Preußen in den furchtbaren Bewegungen in der Folgezeit, ehe die Grundlagen Friedrichs sich gefestigt hatten, auf eine tiefere Stufen der Entwicklung zurck.
Jeutschtand.
Die letzten Kaiser Leopold Ii. und Fronz Ii.
Leopold Ii. (17901792), der Bruder Josephs Ii., verwaltete vor seiner Erwhlnng zum Kaiser bereits 25 Jahre als Regent das Groherzogtum Tosfana, wo er im freiheitlichen Sinne des 18. Jahrhunderts viele Neuerungen ausfhrte, hierbei jedoch vorsichtiger zu Werfe ging, als sein Bruder Joseph.
Als Kaiser lenfte er in die Bahnen der mavollen Reformen Maria Theresias zurck und wute durch Klugheit und Migung die Ruhe in seinen Lndern wiederherzustellen. Mit Preußen schlo er bei der Zusammeufuust zu Pillnitz ein Bndnis gegen das revolutionre Franfreich, doch war er vorsichtig und zurckhaltend und soll einen Angriffsfrieg nie beabsichtigt haben.
Leopold starb während der Rstungen zum Kriege gegen die Franzosen nach einer zweijhrigen Regierung; ihm folgte im Reiche und in sterreich sein Sohn
*) Zurbonsen, Repetitionsfragen.
2) Erg. Nr. 25.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrichs Leopold_Ii Leopold Leopold_Ii Leopold Joseph Maria_Theresias Maria Theresias Leopold Leopold
320
in Versailles", Moltke in Versailles"') und Die Kapitulation von Sedan". Voll echter beutscher Gemtlichkeit sinb die Bilder Des r eggers, der das Leben seiner Tiroler Landslente mit einem frischen und gesmtben Geiste wieberzngeben versteht; viel verbreitet ist sein Bild: Das 'letzte Aufgebot". Franz von Lenbach zeigt in seinen Portrats (Kaiser Wilhelm I.", Leo Xiii." und Bismarck")^, wie hoch er anbcre Maler in der Kraft berragt, die Gre zu verstehen und wiederzugeben.
In neuerer Zeit haben sich auf dem Gebiete der Malerei, vielfach unter dem Einflsse franzsischer Knstler, verschiedene Richtungen geltend gemacht. Die Anhnger des Impressionismus" suchen den Ein-druck des Augenblicks wiederzugeben, die Vertreter der Fr ei licht-malerei" (Piain-air) treten aus dem Dmmerlicht des Ateliers hinaus in die freie Natur, in das freie Licht, und malen ihre Bilder so hell, wie man sie bisher selbst in der Natur nicht gesehen hat. Lieb ermann und Fritz von Uhde sind die bedeutendsten Vertreter dieser Richtung. Der Symbolismus" will neben dem Verlangen nach Farbenharmonie der Phantasie wieder zu ihrem Rechte verhelfen. Mit biefer Richtung sinb die Namen: Arno lb Bckliu (heiliger Hain, Toteninfel, Schweigen im Walde), Max Klinger und Franz Stuck enge verbunden. Den meisten Anhngern all biefer Richtungen ist das Gefhl fr das sittlich Reine fast gnzlich verloren gegangen, indem sie durch ihre Darstellungen das Schamgefhl nur zu oft verletzen.
Da der deutsche Humor in seiner Urwchsigkeit, Frische und Harmlosigkeit in der Malerei zur Geltung kam, bafr sorgten Bsch, Ob erlauber, die Fliegenden Bltter" und die Mnchener Bilderbogen".
Durch das Interesse, das dem gotischen Baustil entgegengebracht wurde, fand auch die Glasmalerei, die in der Bltezeit der gotischen Baukunst die hchste Stufe der Ausbildung erlangt hatte, von neuem Anerkennung und eine eifrige Pflege.
Akademien und Kunstschulen bieten beshigten jungen Leuten Gelegenheit, sich zu tchtigen Knstlern ansznbilben, Ausstellungen, Kunstvereine und Bilb ergalerien suchen auch den knstlerischen Sinn des Volkes zu pflegen, und fr die Pflege der Kunst bei den Kindern forgen knstlerische Bilderbcher, knstlerischer Wand-
j) Siehe Seite 262.
2) Siehe Seite 260,
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Extrahierte Personennamen: Franz_von_Lenbach Franz Wilhelm Leo_Xiii Leo Fritz_von_Uhde Arno_lb_Bckliu Max_Klinger Max Franz_Stuck Franz
301
Das Vatikanische Konzil stellte die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes bei Verkndigung einer Glaubens- und Sittenlehre als Dogma auf. Die Geguer des neuen Dogmas in Deutschland taten sich zu einer Glaubensgenossenschaft zusammen und bildeten die altkatholische Kirche. Whrend des Pontifikates des Papstes Pins Ix. und seiner Nachfolger Leo Xiii. und Pius X. erlangte die katholische Kirche und das Papsttum ein Ansehen und eine Machtslle, wie wohl kaum zuvor.
b) Die evangelische Kirche. Auch in der evangelischen Kirche hatte die religise Aufklrung des achtzehnten Jahrhunderts die kirchliche Lehre stark erschttert; die strenge Rechtglubigkeit (Orthodoxie) kmpfte gegen den Rationalismus, mehrere Sekten entstanden, so die der Quker, der Herrnhnter oder der evangelischen Brdergemeinde und der Methodisten. Eine Sttze erhielt der Protestantismus durch die Grndung der Union (1817),
In den ueren Missionen war auch die evangelische Kirche bestrebt, die Finsternis des Heidentums zu verscheuchen, während die innere Mission die Schden des Volkslebens zu heilen suchte. Gleich den barmherzigen Schwestern haben die evangelischen Diakonissen sich die Krankenpflege znr Lebensaufgabe gestellt; dem katholischen Bonisazins-verein entspricht in seinen Zielen der evangelische Gnstav-Adolsverein.
4. Wissenschaften, a) Philosophie. Von Kant (S. 148) ausgehend, schuf Johann Gottlieb Fichte eine sogenannte Ich-Philosophie". Das Ich ist ihm das Erste und Ursprngliche, ist alles in allem, die Welt nichts Selbstndiges, sondern nur der Widerschein der eigenen Ttigkeit des denkenden Ichs. Er erkennt Gott in der sittlichen Weltordnung, und der Glaube an Gott gibt ihm die Hoffnung auf den Sieg des absoluten Guten. Seine Religion geht in eine Moral ans, deren Grundsatz lautet: Handle nach deinem Gewissen." Im Jahre 1807 hielt er in Berlin seine Reden an die deutsche Ration", in denen er ebenfalls auf die absolute Macht des Guten hinwies und das deutsche Volk zum Selbstvertrauen und zum Kampfe gegen die drckende Fremdherrschast anzuregen bestrebt war.
Die Philosophie Kants beziehungsweise Fichtes wurde weiterentwickelt durch Friedrich Schelling und Georg Hegel. So sehr sich diese Gelehrten auch den Anschein gaben, der Religion zu dienen, so stand ihre Philosophie doch zu den Wahrheiten des christlichen Glaubens in Widerspruch. Arthur Schopenhauer wurde der Hanptvertreter des Pessimismus. Der Materialismus, der das Dasein Gottes
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Extrahierte Personennamen: Leo_Xiii Leo Johann_Gottlieb_Fichte Johann Kants Friedrich_Schelling Friedrich Georg_Hegel Arthur_Schopenhauer
115
durch Verwischung der Unterscheidungslehren suchte er die christlichen Kon-sessionen einander zu nhern. Gegen 700 Klster hob er auf, und das einge-zogene Vermgen verwendete er zur Grndung von Kranken-, Armen- und Waisenhusein und zur Vermehrung und Aufbesserung der Psarr- und Lehrer-stellen. Die Klostergebude wurden zu Kasernen und Fabriken gemacht und die kirchlichen Gefe an Juden fr einen Spottpreis verkauft.
Als warmer Anhnger der franzsischen Freidenker suchte er den allge-meinen Menschenrechten Anerkennung zu verschaffen. Er hob die Leibeigensch a f t ohne Entschdigung in beiden Reichshlften auf, eab allen seinen Untertanen Gleichheit vor dem Gesetze und verordnete eine gleich-mige Besteuerung aller Staatsbrger nach dem Vermgen. Die staat-liehe Zensur wurde beseitigt und eine gewisse Prefreiheit gestattet. Den Beamten machte er Unbestechlichkeit zur ersten Pflicht, den Richtern strenge Unparteilichkeit und schaffte die Todesstrafe ab. Die Verbrecher wurden zum Ziehen der Schiffe aus der Donau und zum Straenkehren ver-urteilt.
Fr Kunst und Wissenschaft hatte Joseph Ii. kein Verstndnis. Kunstwerke (Jlionens, jetzt in Mnchen) wertvolle Handschriften und seltene Bcher kamen unter den Hammer.
Die gesamten Lnder der sterreichischen Monarchie suchte er zu einem Ei n h e its st aa te zusammenzuschmelzen, dessen Verwaltung in Wien ihr Zentrum haben sollte. Er verfgte die Aufhebung der niederlndischen Verfassung, verordnete fr Ungarn bei allen amtlichen Handlungen den Gebrauch der deutschen Sprache an Stelle der lateinischen und gab diesem Lande eine neue Bezirkseinteiluug.
Da aber Joseph Ii. bei seinen Neuerungen auf stndische Rechte und nationale Eigenart keine Rcksicht nahm, althergebrachte Gewohnheiten und Gebruche vorschnell zerstrte, erzeugte er einen tiefen Unwillen in allen Teilen des Reiches und unter allen Stnden. In den sterreichischen Niederlanden kam es zu offenem Aufruhr, und als auch Ungarn in Grung geriet, sah sich Joseph Ii. gezwungen, alle seine neuen Einrichtungen und Gesetze fr aufgehoben zu erklären; nur das Toleranzedikt und die Aufhebung der Leibeigenschaft blieben bestehen. Der tiefe Gram, den mhsamen Bau seines Lebens mit einein Schlage zerstrt zu sehen, er-schtterte seine ohnehin schwankende Gesundheit vollends; er starb im noch nicht vollendeten fnfzigsten Jahre seines Levens. Auf seinen Grabstein wnschte er, die Werte zu schreiben: Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglck hatte, alle seine Entwrfe scheitern zu sehen."
Frankreich.
Ludwig Xv.
Auf Ludwig Xiv. folgte sein Urenkel Ludwig Xv., unter dem die Mistnde, die bereits unter s-nnem Vorgnger in Frankreich herrschten, noch rger wurden. Durch die absolute Monarchie war das Knigtum in Eigenmchtigkeit und Willkr verfallen, die Vertretung der obersten Stnde (etats generaux), die der König nach Belieben und Bedrfnis ver-
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sammeln konnte, wurde nicht mehr einberufen, die drckende Schuldenlast. die durch die Beteiligung an auswrtigen Kriegen noch grer ge-worden war, und hohe Abgaben lasteten schwer auf dem dritten Stande, dem Brgertum; denn die beiden obersten Stnde, der hohe Klerus und der Adel, waren fast steuerfrei, obgleich sie ungefhr zwei Drittel des Grund und Bodens in Besitz hatten. Die leibeigenen Bauern muten unerschwingliche Abgaben leisten, harte Frondienste verrichten und waren der willkrlichen Gerichtsbarkeit ihres Gutsherrn unterworfen. Die persnliche Freiheit der Untertanen wurde durch die verhaten und gefrchteten Verhaftungsbe-fehle (lettres de cachet) stndlich gefhrder.
Die am Hofe herrschende Ltnfittlichfeit trat unter Ludwig Xv. noch offener zu Tage, und die knigliche Familie selber gab das Beispiel einer zgellosen Schwelgerei und einer vlligen Entartung des Familienlebens; nichtswrdige Weiber, wie die Marquise de Pompadour, denen sich der König vollstndig berlie, Hatten einen entscheidenden Einflu auf die Negierung.
Die Religion wurde von den Schriftstellern der Aufklrung, den sogenannten En eh kl o p di sten, ins Lcherliche gezogen, und besonders war es Voltaire, dem nichts mehr heilig war. und der namentlich Christen-tum und Kirche mit dem Geifer feines Spottes bespritzte l), während Rousseau dem franzsischen Volke bereits einen Zukunftsstaat malte, wie ihn heutzutage die Sozialdemokraten zu erstreben suchen.
Wegen all der schreienden Mistnde Hatte eine tiefe Erbitterung breite Schichten des Volkes ergriffen, Achtung und Siebe gegen das angestammte Herrscherhaus schwanden immer mehr, und in den weitesten Kreisen herrschte die berzeugung, da nur ein gewaltsamer Umsturz der bestehenden Ordnung eine Besserung herbeifhren knne; in dieser Anschauung wurde das leicht erregbare franzsische Volk durch den erfolgreichen Nordamerikanischen Frei-heitskrieg noch besonders bestrkt.
Obgleich der König ahnte, welch furchtbares Ende dieses alles nehmen wrde, schwelgte er, statt wie Friedrich der Groe und Joseph Ii. aus Verbesserungen zu sinnen, in seinen Lsten fort, und der leichtfertige Ausspruch, der ihm nicht mit Unrecht in den Mund gelegt wird: Nach uns die Snd-flut!" (apres nous le deluge) sollte sich schon bald in schrecklicher Weise bewahrheiten.
Nuland.
Katkarina Ii. 1762-1796.
1. Ihre Persnlichkeit. Katharina Ii. mar eine Prinzessin aus Auhall-Zerbst und die Gemahlin des Zaren Peter Iii., der sie stets mihandelte und sie endlich auf den Peterhof verbannte; sie wue aber das Heer fr sich zu gewinnen, lie sich als Kaiserin ausrufen, ihren Gemahl ins Gefngnis werfen und erdrosseln.
Katharina war eine Frau von hoher geistiger Begabung; sie hatte einen klaren Verstand, einen mnnlich starken Willen und war eifrig bestrebt,
J) Eerasez l'infme.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xv. Friedrich_der_Groe Friedrich Joseph_Ii Katharina_Ii Peter_Iii Katharina
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Tie Aufklrung war eine von England ausgehende Philosophie sche Richtung, die an Stelle der Autoritt die Kritik setzte und des-halb alle Anschauungen und Lehren, besonders auch die religisen, vor den Richterstuhl der Vernunft zog (daher Rationalismus, von ratio = Vernunft). - Sie verlangte unbedingte Senkfreiheit, weshalb ihre Anhnger Freidenker genannt wurden, edle Menschlichkeit oder Huma-ni tat und in religiser Hinsicht Duldung jeder religisen Uberzeugung oder Toleranz. Auch an den ffentlichen Einrichtungen und an der Staatsverwaltung bte sie Kritik und erklrte, da die Fürsten nicht dafr da seien, sich zu ergtzen (le roi s'amuse),' sondern da es ihre Aufgabe fei, das allge-meine Beste und das Glck ihrer Untertanen zu frdern. An Stelle der von Gott geoffenbarten Wahrheiten setzten die Freigeister eine sge-nannte natrliche Religion, ein markloses Schattenwesen. Da man aber rck-sichtslos die Grundlagen der bisherigen Ordnung untergrub, schaffte man vielfach nur Unzufriedenheit, Verwirrung und Emprung. Von England verbreitete sich diese freie geistige Richtung nach Frankreich, wo sie be-sonders in Voltaire einen begeisterten Vertreter fand. Hier fhrte sie auf religisem Gebiete zum vlligen Unglauben (Materialismus), und da die Freidenker das Christentum als unvereinbar mit der menschlichen Vernunft erklrten, bekmpften sie alles Religise und Kirchliche mit einem Ha, der ihrer Anschauung von Toleranz nur zu oft und in zu auffallender Weise Lgen strafte. Vernichtung des positiven Glaubens (Voltaire), Volkssouveruitt (Montesquieu) und Gleichheit der Menschen (Rousseaux), das war das Ziel der sogenannten Aufklrung.
2. Die Fürsten und der Adel. Whrend die greren Staaten Europas ihr Bestreben darauf gerichtet hatten, ihren Besitz-stand zu erweitern, dabei aber den Nachbar scharf beobachteten, damit durch dessen gleiches Bemhen das europische Gleichgewicht" nicht gestrt werde, zugleich jedoch auf die Hebung des Wohles ihrer Untertanen eifrig bedacht waren, glaubten die meisten kleineren Fürsten, denen durch den Westslischen Frieden die Wrde von europischen Souvernen" zugebilligt war, durch einen mglichst glnzenden und kostspieligen Hosstaat das Beispiel Ludwigs Xiv. nachahmen zu mssen. Gleich ihrem Vorbilde lieen sie unntige Prachtbauten auffhren und herrliche Grten anlegen und Vergeudeteil durch unntze Soldaten-fpiele und ein berflssiges Beamtenheer, durch groe Jagden und hohe Hasardspiele, durch eigene Theater und Vergngen aller Art ungeheure Summen. Steise Frmlichkeit, lockere Sitten, herrisches Befehlen, dabei sklavische Kriecherei gegen den Laudesfrsten waren die Hauptzge des Hoslebens. Um die immer grer werdende Schuldenlast decken zu knnen, erschpften sie die Steuerlast und den Wohlstand ihres Landes oder verkauften, wie z. B. die Fürsten von Heffen-Kaffel, Braunschweig und Wrttemberg, ihre Untertanen als Soldaten an auswrtige Mchte. Die srstliche Gewalt war zur Willkrherrschaft geworden, die besonders
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Extrahierte Personennamen: Gott Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: England England Frankreich Europas Westslischen Braunschweig Wrttemberg
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Schwester Friederike dem Könige vor; bei dieser Gelegenheit war es, wo der Kronprinz von Preußen die liebliche Prinzessin kennen lernte. Was den Kronprinzen sesselte, war nicht blo die jugendliche Schnheit und die lebensfrische Anmut, welche Luisens Wesen umhauchten; Friedrich Wilhelm wurde bei nherer Bekanntschaft bald inne, da ihr holdes Wesen nur der Abglanz ihrer reinen, edlen Seele sei. Im April 1793 wurde in Darmstadt die Verlobung gefeiert, und noch vor Ablauf des Jahres fhrte Friedrich Wilhelm die Prinzessin Luise als seine Gemahlin heim. Am Tage vor Weihnachten sand zu Berlin die Hochzeit statt.
2. Luise als Kronprinzessin. Das hohe Paar fhrte eine glck-liche Ehe. Sie wurde das Vorbild eines wahrhaft christlichen Familienlebens, das weithin durch die Lande leuchtete. Ihre gegen-fettige Liebe, ihre Trene und Sittenreinheit erregten die Bewunderung aller, die den frstlichen Personen nahestanden.
Gern weilten der Kronprinz und seine Gemahlin auf ihrem Land-sitze zu Paretz (a. d. Havel). Hier zeigte sich Luise so recht als frsorgliche Haussrau und liebende Gattin, die die Erziehung ihrer Kinder als ihre heiligste Pflicht ansah. Mein hchster Wuusch ist," so schrieb sie selbst, meine Kinder zu wohlwollenden Menschenfreunden zu erziehen; auch uhre ich die Hoffnung, diesen Zweck nicht verfehlt zu haben."
:i Luise als Knigin, a) Glckliche Jahre. Nur wenige Jahre war Luise Kronprinzessin; nach dem Tode des Knigs Friedrich Wilhelm Ii. erbte sie mit ihrem Gemahl Preuens Thron und Krone. Doch diese hohe Stellung machte Luise nicht stolz; sie shrte als Knigin dasselbe einfache Leben wie frher. In ihrer Kleidung blieb sie schlicht und bescheiden; nur bei festlichen Gelegenheiten erschien sie in Pracht-gewndern. Ihr schnster Schmuck waren Frmmigkeit, Sittenreinheit und Herzensgte, und ihr grtes Glck fand sie bei ihren Kindern. Erhlt Gott sie mir," so schrieb sie an ihren Vater, so erhlt er mir meine besten Schtze, die mir niemand entreien kann. Es mag kommen, was da will, mit und in Vereinigung mit nnsern Kindern werden wir glcklich sein." Da eine gute Erziehung das Beste ist, was Eltern ihren Kindern mitgeben knnen, spricht sie mit den Worten ans: Meine Sorgfalt ist meinen Kindern gewidmet fr und fr, und ich bitte Gott tglich, da er sie segnen und seinen Geist nicht von ihnen nehmen mge." Arme und Notleidende standen nach wie vor ihrem Herzen besonders nahe. Jetzt bin ich Knigin," schrieb sie an ihre Gromutter, und was mich am meisten freut, ist die Hoffnung, da ich meine Wohltaten nicht mehr ngstlich ztt zhlen brauche."
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Extrahierte Personennamen: Friederike Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise Luise Luise Luise_Kronprinzessin Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise